Die Scheinargumente und Lügen der Leugner des armenischen Völkermords

Es gibt eine Fülle von Scheinargumenten und Lügen mit dem der Völkermord an den Armeniern durch den türkischen Staat und in weiten Teilen der türkischen Gesellschaft geleugnet wird. Auf die wichtigsten und gängigsten Behauptungen wollen wir hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, kurz eingehen. Weitere Beweise für den Völkermord finden sich auch auf den anderen Seiten dieser Dokumentation.

  • „Die (armenischen) Archive sind geschlossen“
    • Die armenischen Archive sind für jedermann geöffnet. Quelle
    • Armenian Genocide Museum, dreisprachige Internetseite. Quelle
  • „Die Armenier haben etwas zu verbergen und wollen deshalb keine Historiker-Kommission“
    • Im Jahre 2005 schlug der türkische Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan erstmals öffentlich die Einrichtung einer bilateralen Historiker-Kommission vor.
      Beinahe zeitgleich mit dem Vorschlag der Türkei aus dem Jahre 2005 wurde kurze Zeit später jedoch die Historiker-Konferenz, die vom 25. bis 27. Mai 2005 in Istanbul stattfinden sollte, durch den türkischen Justizminister Cemil Cicek selbst unterbunden und die von der türkischen Regierungsmeinung abweichenden Positionen türkischer Wissenschaftler als „Dolchstoß in den Rücken der türkischen Nation“ diffamiert. Quelle1, Quelle2
  • „Es herrschte Krieg und es gab von beiden Seiten Verbrechen“
    • Es herrschte tatsächlich der erste Weltkrieg.  Jedoch auch wenn Krieg geherrscht hat, kann dies niemals als Rechtfertigung für einen Völkermord herhalten. Es wurde systematisch die ganze Nation der Armenier also Männer, Frauen und Kinder auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches zusammengetrieben - entweder sofort ermordet oder auf einen Todesmarsch in die syrische Wüste geschickt. Vorkehrungen für eine angebliche Umsiedlung wurde nicht betrieben.

      Die Zentralregierung ergriff harte Maßnahmen gegen Gouverneure und Landräte, die sich den Deportationsbefehlen widersetzten. Die Gouverneure von Ankara, Kastamonu und Yozgat wurden abgesetzt. Der Gouverneur Ankaras, Mazhar Bey, berichtete später, der Grund seiner Absetzung sei seine Weigerung gewesen, den mündlich übergebenen Befehl des Innenministers auszuführen, die Armenier während der Deportation zu töten.

      Quelle: Taner Akçam: Armenien und der Völkermord. Die Istanbuler Prozesse und die türkische Nationalbewegung. 2. Auflage. Hamburg 2004, S. 69; Prozessprotokoll im Amtsblatt Takvim-i Vekayi Nr. 3557, sechste Verhandlung, S. 91ff. u. 106ff.

    • Es gab einige wenige völlig berechtigte Aufstände, aufgrund von jahrhundertealte Unterdrückung und Diskriminierung und aufgrund der politischen Lage, gegen das osmanische Reich und gegen den drohenden Völkermord, diese wurden blutig niedergeschlagen.

    • Sicher gab es auch Übergriffe gegenüber der türkischen und kurdischen Bevölkerung seitens der Armenier. Auch dies kann niemals einen Völkermord rechtfertigen. Die osmanische Regierung hätte rein theoretisch die schuldigen festnehmen und vor Gericht stellen können.

  • „Die Armenier haben sich im Krieg mit Russland mit dem Zarenreich solidarisiert und sind dem osmanischen Reich in den Rücken gefallen“

    • Es gibt keine hinreichenden Belege für diese Behauptung.

    • Aber selbst wenn Teile der Armenier sich mit Russland solidarisiert hätten - ist dies noch lange kein Grund für die Verübung eines Völkermords. Für einen Völkermord kann es Grundsätzlich keine Rechtfertigung und Entschuldigung geben.

    • Der türkische Staat spielt sich selbst oft als Anwalt türkischer Minderheiten in anderen Staaten auf. Dabei geht es ihr aber nicht um die Rechte der türkischen Minderheiten, sondern um ein Erspressungswerkzeug für eigene Interessen in diesen Staaten. Der türkische Staat hat sich beispielsweis Nordzypern genau aus diesem Grund besetzt.

    • Mit diesem Schein-Argumentation wäre es auch berechtigt gewesen die türkische Minderheit in Nordzypern durch Griechenland zu ermorden zu lassen.

  • „Die Kurden bzw. kurdische Hamidiye-Kavallerie haben die Massaker verübt“

    • Mit dieser Argumentation wird versucht die türkische (Haupt-)Verantwortung zu leugnen. Dieses Argument wird besonders dann hervorgeholt, wenn die Leugnung des Völkermords nicht mehr haltbar ist.
    • Es ist richtig und belegt, dass Kurden und andere sunnitische Muslime bedauerlicherweise sich am Völkermord beteiligt haben.

    • Die Hauptverantwortlichen am Völkermord sind jedoch die damalige osmanische Regierung, dessen Militär und andere beteiligten Behörden. Zu diesem osmanischen Militärapparat gehörte auch die kurdische Hamidiye Kavallari. Quelle

    • Trotzdem besteht eine wesentliche Mitverantwortung der am Völkermord beteiligten kurdischen Bevölkerung und anderer Minderheiten.

  • „Es gibt keine Belege für den Völkermord"

    Es gibt eine Fülle von Beweisen und Belegen für den Völkermord, eine kleine Auswahl:

  • „Das war kein Völkermord, da erst am 9. Dezember 1948 dieser Tatbestand von der UNO definiert wurde"

    • Mit dieser dümmlichen Argumentation könnte man alle Völkermorde, die vor 1948 begannen worden sind, einschließlich dem Völkermord an den Juden, Sinti und Roma, leugnen.

Weitere Quellen und Links